Er hat den Wolf in Günsberg mit seiner Fotofalle erwischt – diese Tiere hat er sonst noch vor der Kamera
Matthias Neuhaus fotografiert seit Jahren Tiere – zum Beispiel Rehe, Füchse und Luchse. Am Dienstag hat eine seiner Fotofallen in Günsberg einen Wolf festgehalten. Neuhaus verrät, wie das Foto so scharf geworden ist, warum er am liebsten Luchse fotografiert und was er vom Wolf hält.
Sophie Deck
Viele von Matthias Neuhaus‘ Tierfotos entstehen, wenn er gar nicht hinter der Kamera steht. Der 36-Jährige aus Bettenhausen stellt regelmässig Wildkameras im Solothurner Jura auf. Diese halten wilde Tiere fest, wenn sie in die Nähe der Linse kommen.
Fotos von Matthias Neuhaus: (Quelle: Matthias Neuhaus)
Auf Instagram und auf seiner Website präsentiert der Hobbyfotograf unter anderem Bilder von Luchsen, Rehen, Füchsen, Wildschweinen und Wildkatzen. Doch am Dienstagmorgen sah er beim Durchschauen seiner Bilder ein Tier, das er noch nie fotografiert hatte: einen Wolf.
Es war der Wolf in Günsberg, dessen Existenz im Laufe des Tages vom Amt für Wald, Jagd und Fischerei bestätigt wurde – der zweite Wolf, der innerhalb eines Monats im Kanton Solothurn gesichtet wurde.
Im Gegensatz zu vielen anderen Bildern, die Fotofallen von Wölfen machen, ist auf Neuhaus Bild der Wolf scharf und gut erkennbar. Wie hat er das gemacht?
Der Unterschied liegt in der Ausrüstung. Neuhaus hat seine Fotofallen selbst entwickelt und zusammengebaut. Er kombiniert eine Spiegelreflexkamera mit einem Auslöser, der auf die Körperwärme der Tiere reagiert. Dazu kommt ein Blitz für die Belichtung. Und dann müsse er sichergehen, dass auch alles wetterfest ist und die Kabel nicht von Mardern angefressen werden, erklärt er:
«Ich stelle die Fallen nicht nur auf, um die Existenz bestimmter Tiere nachzuweisen. Tierfotos sind meine Leidenschaft. Es steckt unglaublich viel Zeit, Energie und Herzblut darin.»
Der Luchs wurde zur Faszination
Neuhaus entdeckte die Tierfotografie schon vor Jahren, als er noch viel reiste, zum Beispiel in Alaska, Uganda und im Kongo. Zu den Fotofallen kam er dann aber erst, als er wieder für eine längere Zeit in der Schweiz war – und zwar durch sein Lieblingstier: den Luchs.
«Der Luchs ist, wie auch der Wolf, unglaublich schwer einfach so zu entdecken, weil er sich in einem sehr grossen Gebiet bewegt. Nicht wie der Fuchs, auf den man vor einer Höhle warten kann», erklärt Neuhaus.
Deshalb gelte der Luchs unter Tierfotografen als eine Art heiliger Gral. Man könne ihn kaum ohne Fotofalle erwischen. Und auch so würde es nur eine Handvoll Fotografen schaffen, gute, hochaufgelöste Bilder zu machen. Das war Neuhaus‘ Ziel.
Und dann hatte er Glück: Als er zum ersten Mal in den Wald ging, um vielleicht einen Luchs zu sehen, lief ihm per Zufall wirklich einer über den Weg. «Ich bin natürlich fast ausgeflippt», sagt er. «Dieses Tier hat mich einfach sofort unglaublich fasziniert. Luchse sind im Vergleich zu vielen anderen Wildtieren weniger scheu und eher neugierig. Wenn man auf einen trifft, kommt es oft zu spannenden Interaktionen.»
Deswegen seien sie bis heute das Tier, das er am liebsten vor der Linse hat. Weil er jeden Tag nach der Arbeit im Wald unterwegs ist, hat er nun auch schon viele Luchse gesehen. Und auch seine Fotofalle hat die Tiere häufig erwischt. Sein Lieblingsbild unter seinen eigenen ist ein Luchs im Nebel.
Das Bild vom Wolf: «Eigentlich nicht gut»
Neuhaus hat mit seinen Fotofallen schon Hunderte von Tierbildern gemacht. Von dem Blitz stören lassen sich die Tiere nicht. «Es hat auch schon eine Luchsfamilie und auch einmal ein Reh stundenlang vor der Kamera geschlafen und wurde dabei etwa 50-mal fotografiert. Es macht ihnen offenbar nichts aus», sagt er.
Neuhaus ist stolz auf seine Tierbilder. Auf das vom Wolf allerdings nicht speziell. «Als Bild ist es eigentlich nicht gut. Man sieht ihn ja nur von hinten. Aber es ist als Nachweis sehr speziell und wertvoll, weil es ein Wolf ist.»
Dementsprechend habe er sich auch gefreut, als er es gesehen hat. Als Naturmensch und ausgebildeter Jäger sieht er auch die Schwierigkeit der Wolfsthematik und findet:
«Der Wolf ist ein faszinierendes Tier. Ich sehe die Herausforderungen, die das Zusammenleben mit ihm bringt, finde aber, er hat trotzdem seine Daseinsberechtigung.»
Die Fotos sind nicht das Hauptziel von Neuhaus‘ Hobby; er geniesst es vor allem, mit den Tieren in Kontakt zu sein. Speziell zu Luchsen habe er eine starke Bindung aufgebaut – so stark, dass er einzelne Luchse wiedererkennt, schon an ihrem Ruf durch den Wald. Und sie ihn auch.
«Die Fotos bedeuten mir so viel, weil sie Erinnerungen an diese Momente sind.»
Deswegen hat Neuhaus auch kein bestimmtes Foto, das er unbedingt noch machen möchte. Ausser vielleicht: «Ein Wolf von vorne.»