«Wie in den amerikanischen Filmen»: Diese Cheerleaderin tanzt für das Football-Team von Langenthal
Auf einen Kaffee mit... Rahel Rudin. Sie gehört seit drei Jahren zum Cheerleading-Team «Invaderettes Langenthal» und hat sich damit einen Kindheitstraum erfüllt. Das nächste Ziel der jungen Frau aus dem Oberaargau: auch an Wettkämpfen teilzunehmen.
Sophie Deck
«Schon als ich klein war und ich Cheerleaderinnen in amerikanischen Filmen gesehen habe, hat mich die Sportart fasziniert», erinnert sich Rahel Rudin. «Ich fand sie schon damals sehr cool.»
In der fünften Klasse entdeckte Rahel dann, dass es auch in der Schweiz Cheerleading-Teams gibt und wollte unbedingt einem in Bern beitreten. Aber: «Es war aber zu weit weg. In der fünften Klasse konnte ich ja noch nicht selbst hinfahren», sagt die heute 22-Jährige aus Wangen an der Aare. So legte sie die Idee auf Eis und begann stattdessen mit dem Hobby Tanzen.
Einige Jahre später, als sie an der Kantonsschule war, kam das Cheerleading dann quasi zu ihr. Der Vater einer Klassenkollegin hatte ein American Footballteam in Langenthal gegründet: Die «Invaders». Die Verantwortlichen hätten damals auch mit der Idee eines eigenen Cheerleading-Teams gespielt.
Deshalb fragte Rahels Klassenkollegin, ob jemand Lust hätte, eines zu gründen. Und Rahel sagte sofort ja. Es war in diesem Alter auch kein Problem mehr, von Wangen an der Aare nach Langenthal zu fahren.
Eindrücke aus dem Training (Bilder: Nora Steffen):
«Wir trafen uns ein paar Wochen später zum ersten Mal mit dem Headcoach der ‹Gladiator Pearls› aus Basel und entschlossen uns dann, ein ‹Try Out› zu machen, bei welchem Interessierte mal in die Sportart reinschnuppern konnten. Da sich einige Frauen fanden, die sich für den Sport begeisterten, gründeten wir im Herbst 2018 die Langenthal Invaderettes.»
Und schon bevor sie sich offiziell als Team formiert hatten, fragte sie der Manor Langenthal an für einen Auftritt. «Wir sagten, dass wir zuerst einmal starten und zusammen üben müssen, bevor wir auftreten können. Aber wir ergriffen dann die Chance und hatten unseren ersten Auftritt im Dezember 2018 im Manor in Langenthal.»
Man kann auch noch mit 30 anfangen
Anfangs fokussierten sich die Invaderettes bei ihren Auftritten hauptsächlich aufs Tanzen. Die Stunts, bei denen man einander in die Luft wirft und zusammen Figuren bildet, mussten sie zuerst noch lernen. Ebenso das Tumbling, also die Bodenturnelemente.
Sie wurden damals von der Headcoachin des Basler Cheerleading-Teams «Gladiator Pearls» gecoachet. Als diese aufhörte, waren die Truppe zwischenzeitlich Trainerlos. «Das war nicht wirklich eine erfolgreiche Zeit. Denn wir machten auf eigene Faust weiter, ohne jemanden zu haben, der irgendwelche Erfahrung hatte im Cheerleading. Dementsprechend kamen wir auch nicht wirklich weiter», erzählt Rahel. Doch dann kam die Rettung: Die Präsidentin des Schweizer Cheerleading-Verbands kam, um die Invaderettes zu trainieren. Ab dann hätten sie grosse Fortschritte gemacht, erzählt Rahel.
«Bei uns ist es wirklich ein wenig so wie in den amerikanischen Filmen, weil wir auch bei den Homegames des Football-Teams vor Ort sind»,
sagt sie. Cheerleading habe ihr von Anfang an mehr Spass gemacht als jede andere Sportart:
«Es ist eine Kombination aus Tanzen, Bodenturnen und den Hebefiguren. Getanzt hatte ich schon, Bodenturnen wollte ich immer machen», erklärt die 22-Jährige. Sie sei zu alt gewesen, um mit Bodenturnen anzufangen, doch mit Cheerleading könne man auch noch mit 30, oder später, beginnen – eine Bekannte von ihr habe das auch gemacht. «Klar ist es gut, wenn man schon vorher Sport gemacht hat. Es geht aber auch so. Die turnerischen Elemente sind für mich auch eine grössere Herausforderung. Die hätte ich in jüngerem Alter wohl etwas besser lernen können. Aber da muss ich halt etwas mehr üben.»
Deswegen macht sie Yoga und geht, wann immer sie kann, im Uni-Gym ins Krafttraining. Rahel studiert Psychologie in Bern. Und Kraft braucht sie, denn als sogenannte «Base» wird sie nicht selbst in die Luft geworfen, sondern wirft und fängt ihre Teamkolleginnen. Das habe sich beim ersten Training so ergeben – und es gefalle ihr immer noch.
Jetzt machen sie sich bereit für den ersten Wettkampf
Die Invaderettes feuern ihr Football-Team an jedem Spiel an, wie zum Beispiel letzten Samstag und dann wieder am Samstag in zwei Wochen. Zudem wird die Gruppe auch für Anlässe engagiert.
Das sei die eine Möglichkeit, wie man als Cheerleading-Team aktiv sein könne, sagt die Oberaargauerin. Eine andere bestehe darin, an Wettkämpfen teilzunehmen. Die Schweiz hat ein nationales Cheerleading-Team, das jedes Jahr an der Meisterschaft teilnimmt.
Wer Cheerleading aus der Netflix-Serie «Cheer» – oder eben wie sie aus Filmen – kenne: so funktioniere Wettkampf-Cheerleading. In den USA sei das Ganze aber viel extremer als in der Schweiz.
«Da werfen sie ihre Teammitglieder locker fünf Meter in die Luft und Verletzungen sind an der Tagesordnung.»
Obwohl die Invaderettes ihr Team nicht als Wettkamp-Team gegründet haben, ist es nun auch ein Ziel von ihnen, bald an einem solchen teilzunehmen. Darauf arbeiten sie im Moment hin.
Persönlich hat sich Rahel zudem das Ziel gesetzt, sich im Bodenturnen zu steigern. «Es gibt bei uns einen krassen Teamgeist, der mir damals im Tanzen manchmal gefehlt hat. Wir verstehen uns untereinander und auch mit dem Football-Team super», sagt sie. Und anders ginge es auch nicht, denn: «Es braucht wirklich jede von uns, um als Team weiterzukommen.»