«Der Skatepark kommt ins Rollen»: Der neue Verein SkateSO kämpft für eigene Anlage
Skaterinnen und Skater dürfen während der Schulzeit nicht mehr beim BBZ skaten. Es ist aber der einzige Ort, der geeignet ist. Das wollen sie sich nicht gefallen lassen – mit ihrem Verein möchten sie Skating-Events veranstalten und den Dialog mit der Stadt suchen.
Sophie Deck
Solothurn hat einen neuen Verein: Anfang Monat formierte sich SkateSO, ein Zusammenschluss von Solothurner Skaterinnen und Skatern. Diese wünschen sich einen Skatepark in der Stadt. Bis jetzt hat SkateSO offiziell zwei Mitglieder, weitere wollen jedoch dazukommen, sagt Mitgründer André Pulfer.
Schon seit vielen Jahren vermisst die Skate-Szene in der Stadt eine Anlage. Auch deshalb, da in den meisten anderen Städten ein Skatepark vorhanden ist, so zum Beispiel auch in Olten.
Pulfer sagt:
«Skaten ist ein Sport wie jeder andere. Seit diesem Jahr ist es sogar eine olympische Disziplin. Wir haben das Recht, unseren Sport und unsere Leidenschaft hier in Solothurn auszuüben, wie alle anderen auch.»
Der 29-jährige gelernte Metallbauer hat als Primarschüler zu Skaten begonnen. Ursprünglich habe er es ausprobiert, weil es viele seiner Mitschüler machten. Seither hat ihn der Sport nicht mehr losgelassen. Doch neben dem Brett und den Tricks ist ihm noch etwas anderes wichtig:
«Die Skate-Szene ist eine Community.» Teil davon sind 12-Jährige, die zur Schule gehen, aber auch 50-Jährige, die arbeiten.
«Und wir unterstützen uns alle gegenseitig – nicht nur beim Skaten. Wir hatten auch schon Leute, die kurz davor waren, von der Schule zu fliegen und am Ende die Matur geschafft haben, weil sie die Gruppe motiviert hat»,
sagt er. Das ist für ihn mit ein Grund, warum Skaterinnen und Skater in Solothurn unbedingt einen Platz brauchen, der nur für sie bestimmt ist.
In dem Verein möchten sie zum Beispiel Events veranstalten, wie einen Skating-Contest, um Aufmerksamkeit zu generieren und Geld für den Park zu sammeln. Und weiter möchten sie Unterstützer in der Politik finden und mit der Stadt den Dialog suchen.
«Der Verein ist ja erst ein paar Tage alt, unsere Ziele sind aber klar. Und wenn wir noch mehr Mitglieder haben, bin ich zuversichtlich, dass der Skatepark ins Rollen kommt», sagt Pulfer.
Und: Sie hätten Architekten, Handwerkerinnen, Sozialpädagogen, Zeichnerinnen, Metallbauer, Maurerinnen und Schreiner in ihrer Szene. Sie könnten sich also ihren Skatepark auch selbst bauen – vorausgesetzt sie bekommen von der Stadt einen Platz zur Verfügung gestellt.
Mit Platz im öffentlichen Raum könnte es schwierig werden, informiert Stadtschreiber Hansjörg Boll. Somit müsse der Verein wohl private Grundstücke ins Auge fassen.
Grundsätzlich sei die Stadt aber gegenüber allen Vereinen positiv eingestellt, die Jugendliche bei der Ausübung von Sport, Freizeit und Kultur unterstützen.
Das BBZ möchte die Skaterinnen und Skater nicht mehr
Doch warum genau jetzt, nach all diesen Jahren, der Verein? Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, war ein Ereignis, das sich vor dem Gewerbeschulhaus BBZ abspielte: die Wegweisung der Skater durch die Stadtpolizei.
Aber von vorne: Der Platz vor dem BBZ, sowie auch das Schulhausareal selbst, ist für Solothurner Skaterinnen und Skater seit Jahren der einzige Ort, wo sie genug Platz und Hindernisse haben und auch ungestört skaten können.
Die Geschichte begann mit einem Gespräch Anfang Juli. Dort trafen sich André Pulfer und der Direktor des BBZ Bernhard Beutler, um über die Situation zu reden. «Die Situation» hängt allerdings nicht nur mit den Skaterinnen und Skatern zusammen.
In den Monaten zuvor hatte der Lärm, sowie das Littering auf dem Areal zugenommen.
«Das liegt nicht nur an der Skaterinnen und Skatern. Ein anderer Punkt sind die Passantinnen und Passanten rund um das BBZ, die nicht hier zur Schule gehen, aber hier essen oder rauchen»,
erklärt Beutler.
Man arbeite zusammen mit dem Hochbauamt momentan daran, Lösungen zu finden. Und ein Schritt dazu sei das Gespräch gewesen, sagt Beutler weiter. Dies sei gut verlaufen, sagen sowohl Beutler als auch Pulfer.
Ihr Konsens war, dass die Skaterinnen und Skater nicht mehr während der Unterrichtszeiten auf dem Schulhausareal skaten dürfen und ihren Müll mitnehmen müssen.
Nun gibt es vor dem BBZ aber eben noch den Kreuzackerplatz, der für Skaterinnen und Skater eine optimale Skatingfläche bietet. Und dieser Platz gehört nicht dem BBZ, sondern der Stadt Solothurn.
Somit hat Bernhard Beutler darauf auch keinen Einfluss, wie er selber anmerkt. Am Tag nach dem Gespräch, dem 5. Juli, skateten dann einige Skaterinnen und Skater, darunter auch André Pulfer, auf dem Kreuzackerplatz – und wurden von der Stadtpolizei weggeschickt.
Pulfer schrieb zu diesem Ereignis einen Facebook-Post.
Bernhard Beutler sagt, er hätte mit diesem Polizeieinsatz nichts zu tun. Was er gemacht habe: Er hat die Stadt – sowie die Kantonspolizei – darum gebeten, um das BBZ mehr Patrouille zu machen. Nicht spezifisch wegen der Skater, sondern wegen der Gesamtsituation.
Der Einsatz an diesem Tag sei nicht im Rahmen einer Patrouille erfolgt, informiert stellvertretender Polizeikommandant Pirmin Wüest. Jemand habe die Skaterinnen und Skater gemeldet – und zwar wegen Litterings. Gelittert hätten sie aber nicht. Trotzdem habe man sie vom Platz verwiesen, weil sie während der Schulzeit in der Nähe des Schulhauses Lärm machten.
So könnte ihnen nach den Sommerferien auch eine Anzeige drohen, wenn sie dort weiterhin während der Schulzeit skaten. «Wir werden uns aber nicht vertreiben lassen», sagt Pulfer. «Bis wir unsere Skatinganlage haben, werden wir dort weiterskaten.»
Eine Anzeige würden sie dann wohl oder übel in Kauf nehmen müssen. Und bei der Frage nach einem passenden Ort für zukünftige Events von SkateSo meint der Vereinsmitgründer, der Kreuzackerplatz wäre doch der perfekte Ort.