Christian Schütz hat seit einem Jahr Solarpanels auf seinem Dach

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«Um das Geld ging es mir nie»: Christian Schütz hat seit einem Jahr Solarpanels auf seinem Dach

Der Dietiker Christian Schütz hat vor einem Jahr für 35'000 Franken Solarpanels auf seinem Dach installieren lassen. Ein Jahr später bezieht er 90 Prozent seiner elektrischen Energie aus Sonnenstrahlen. Hier zieht er Bilanz.

Sophie Deck

Christian Schütz wäscht Sahara-Staub von seinen Solarpanels, damit sie die Sonnenstrahlen wieder gut aufnehmen können. Bild: Valentin Hehli

«Als ich zum ersten Mal vorschlug, eine Solaranlage auf unser Hausdach zu bauen, haben wir es in der Familie diskutiert. Meine Kinder meinten, das würde ja nie rentieren», sagt Christian Schütz. Der Rentner aus Dietikon sitzt an seinem Küchentisch und hat verschiedene Grafiken vor sich liegen, um nach einem Jahr Bilanz über seine Solaranlage zu ziehen.

Anfängliche Zweifel

Denn nach anfänglichem Zweifeln einigte sich die Familie. Schütz liess im Mai 2021 Solarpanels auf dem Dach seines Hauses installieren. Die 35’000 Franken, die die Familie dafür bezahlte, bekamen sie von der Bank als Kredit.

Und, wann wird das nun rentieren? Schütz sagt:

«Meine Kinder hatten schon recht, es würde Jahrzehnte dauern, bis es sich finanziell lohnt.»

Er rechnet vor: 500 Franken zahlte die Familie früher jährlich für die elektrische Energie in ihrem Haushalt. Diese Kosten fallen nun weg. Ausserdem produziert die Anlage in den meisten Monaten des Jahres etwa dreimal so viel Energie, wie der Haushalt verbraucht.

740 Franken Ertrag pro Jahr

Die überschüssige Energie können sie dann ins Energienetz der EKZ (Elektrizitätswerke Zürich) einspeisen und erhalten dafür 5.6 Rappen pro Kilowattstunde. Im Jahr verdienen sie dadurch 240 Franken. So bringt die Anlage der Familie pro Jahr insgesamt 740 Franken Ertrag, dies minus der 0,33 Prozent Zinsen, mit denen sie den Kredit abbezahlen. Es würde also knapp 50 Jahre dauern, bis die Anlage finanziell rentiert.

«Aber darum ging es mir nie», erklärt Schütz.

«Wir müssen hin zu den erneuerbaren Energien und den CO2-Gehalt in unserer Luft senken. Mit der Solaranlage leisten wir dazu unseren Beitrag. Menschen, Tiere und Pflanzen profitieren davon.»
Die Solarpanels

Christian Schütz hat 21 Solarpanels auf seinem Dach, die nach Osten und Westen ausgerichtet sind. Im vergangenen Jahr produzierten diese 8050 Kilowattstunden elektrische Energie. Die Familie Schütz verbrauchte davon in ihrem Haushalt rund 3000 Kilowattstunden, also etwas über einen Drittel. Ein Teil des Stroms wird direkt verbraucht, während die Sonne scheint. Ein anderer Teil wird in einer Batterie gespeichert, die Platz für zehn Kilowattstunden hat. Aus dieser Batterie kann die Familie dann in der Nacht oder an regnerischen Tagen elektrische Energie beziehen. Normalerweise bleibt die Batterie zu drei Vierteln voll, ausser in besonders regnerischen und bewölkten Zeiten, also meist in den Wintermonaten. Ist die Batterie leer und die Sonne scheint nicht, bezieht Schütz von der EKZ Energie. Diese Energie von der EKZ machte im vergangenen Jahr zehn Prozent seines Verbrauchs aus, zu 90 Prozent konnte er sich selbst versorgen. Unter dem Strich speist Schütz mehr Strom in die EKZ ein, als er verbraucht, denn trotz des direkten Verbrauchs und des Ladens der Batterie bleibt an den allermeisten Tagen Strom übrig. Im vergangenen Jahr waren dies insgesamt rund 4300 Kilowattstunden, für die Schütz von der EKZ 240 Franken erhielt.

Deshalb findet Schütz, dass Besitzer von Solaranlagen von den EKZ mehr für ihre erneuerbare Energie erhalten sollten. Im Hochtarif erhalten Solaranlagenbesitzer 9.1 Rappen pro Kilowattstunde, wenn sie einen Herkunftsnachweis haben. Also ein Papier, das bestätigt, dass der Strom von einer eigenen Solaranlage kommt. Schütz soll seinen Herkunftsnachweis demnächst bekommen, bis dahin erhält er 5.6 Rappen pro Kilowattstunde. Beides findet er zu wenig.

Schütz glaubt, dass mehr Leute eine Solaranlage installieren würden, wenn der Ertrag aus selbst produziertem Strom grösser wäre. «Die EKZ verstehen das Anliegen. Anfang dieses Jahres hat das Unternehmen die Vergütung mit Herkunftsnachweis von 7.6 auf 9.1 Rappen erhöht», sagt Sophia Siegenthaler, Kommunikationsbeauftragte EKZ, auf Anfrage.

«Ich bin auch nur ein normaler Typ»

Trotzdem ist die Bezahlung für Christian Schütz nebensächlich. Er ist stolz darauf, dass er sich selbst mit Strom versorgt, und findet, dass jeder, der könne, Solarzellen auf seinem Dach installieren sollte.

«Warum es so viele Leute nicht machen, weiss ich nicht. Ich führe mit meinen Nachbarn keine langen Diskussionen darüber, ich empfehle es ihnen einfach», sagt er.

Natürlich brauche man entweder Ersparnisse oder einen Kredit der Bank. Schütz sagt: «Ich bin auch nur ein normaler Typ. In meinem Leben war ich 35 Jahre lang Angestellter und hatte nie riesige Einnahmen. Aber wir haben diese Investition gemacht, weil uns die Umwelt wichtig ist. Klar hatten wir unsere Bedenken. Aber es ist gut gekommen.»

Verstecken hinter Risiken und Bedenken

Ausserdem erhielt Schütz von der Stadt Dietikon 1’500 Franken als Finanzierungshilfe für seine Solarpanels. Und auch von der Swissgrid-Tochterfirma Pronova sollte er 3’500 Franken erhalten, dieser Betrag steht allerdings noch aus.

Obwohl ihm bewusst ist, dass es sich nicht jeder leisten kann, glaubt Schütz, dass es viele Leute könnten, sich aber hinter Risiken und Bedenken versteckten. «Wären mehr Leute mutig, dann könnten wir bald den angekündigten Energieengpass selbst bewältigen», sagt er. Für dieses Ziel möchte er mit seiner Solaranlage einstehen.

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